Vom Bücherwurm, der einen Dachschaden hatte und schließlich eine WG (Wurmgemeinschaft) gründete
Die Kinder der Simera Grundschule erlebten im Rahmen der Theatrino-Aufführung, wie es einem Bücherwurm wohl ergeht, wenn er aus seinem einst wohlig warmen Zuhause mal wieder hinausgeworfen wird und sich in einer neuen Umgebung zurechtfinden muss.
Diese neue Bücherwohnung behagt ihm zunächst überhaupt nicht. Doch dann knurrt sein Magen so laut, dass dem Tierchen nichts anderes übrig bleibt, als von den Seiten zu kosten. Schmatzend und kauend lässt er uns am Inhalt des Geschriebenen teilhaben; es scheint gar nicht so schlecht zu schmecken. Im Nu stecken wir mitten in der Geschichte von Allack dem Inuitjungen, dessen Schicksal Einiges mit dem des Bücherwurms alias Erika Domenik gemeinsam hat, wie sich später herausstellte. Oder war es gar die Geschichte, die dafür sorgte, dass es auch ihm bald besser ging – denn „ein Buch kann dein ganzes Leben verändern“.
Der Zuschauer wird mit auf eine Phantasiereise genommen. Man spürt förmlich die Kälte der Arktis, die Angst des einsamen Jungen und seine Freude über eine neue Freundschaft, wenn der Bücherwurm mal wieder aus Allacks Abenteuern vorkaut.
Immer wieder aber wird das „Kopfkino“ unterbrochen, denn in so einer neuen, alten Wohnung hat man mit allerlei Unwegsamkeiten zu kämpfen: sei es durch Wasser, dass von der Decke herabtropft und das Buch zu zerstören droht oder durch ein schwelendes Feuer, was glücklicherweise mit Hilfe eines Feuerlöschers aus Cornelia Funkes Kinderbuch gelöscht werden konnte. „Zum Glück hat der Bücherwurm so viele Bücher gelesen, sonst hätte er ja gar nicht gewusst, wo er den Feuerlöscher finden sollte.“ Vermutlich wäre es dann auch nie zu der „Wurmgemeinschaft“ mit der Leseratte gekommen, denn wie hätte er das klingelnde Telefon im Krimiregal entdeckt, ohne zu wissen, dass „in jedem Krimi ein Telefon“ vorkommt.
Während des Stückes kämpfte sich der Bücherwurm durch das Buch, dass es ihm nicht leicht machte, schließlich musste er es sogar selbst zu Ende erzählen. Aber er konnte gar nicht anders, denn „Geschichten ziehen (uns) magisch an“, „nehmen (uns) gefangen“!
Es ist eine Hommage an das Medium Buch mit seinen Seiten aus Papier, die man riechen und fühlen kann (wenn man ein Bücherwurm ist auch schmecken 😊), … an die Freude des Lesens, des Vertiefens in Fantasiewelten – Es macht Lust, selbst ein Buch in die Hand zu nehmen und für eine Weile einzuziehen!
S. Bariskan